Wenn ein digitales Szenario umgesetzt werden soll in der Schule, ist es wichtig, die Lebenswelt und den Vorerfahrungen der Schüler*innen im Zusammenhang mit digitalen Lernangeboten zu kennen. An diesen sollte sich die Planung eines digitalen Lernprozesses vor allem orientieren, damit der Unterricht erfoglreich an der Lebenswelt der Schüler*innen umgesetzt werden kann.

Ein, wenn nicht der entscheidende Faktor, ob und wie Medien im schulischen Alltag eingesetzt werden können, ist eng mit der Ausstattung der Schule verknüpft. Ohne funktionierende, zeitgemäße Endgeräte und Infrastruktur ist ein Unterricht mit Tablet, Laptop und/oder Computer nicht möglich.

Dabei sollte davon ausgegangen werden, dass die vorhandenen Geräte funktionieren und in einem einwandfreien Zustand sind, wenn sie von den Schüler*innen genutzt werden.

Auf eine Diskussion über Kosten und Wartung möchte ich verzichten. Es diskutiert auch niemand über eine funktionierende Pausenglocke (wenn sie noch gewünscht ist)  oder über einen geraden Boden in der Schule. :).

An der Ausstattung orientiert kann der Einsatz der Medien im Unterricht nur erfolgen. Sinnvoll ist gegebenfalls eine Erweiterung der Ausstattung, diese wird aber dauern, so dass dieses Vorhaben nicht schnell in den Unterricht einfließen wird bzw. kann.

Die Kenntnisse der Lehrer*innen im Bereich der möglichen Nutzung von Medien im Unterricht sind m. E. in zwei Bereiche zu unterteilen. 

  • Methodenkenntnis und Ideenreichtum:
    Bei der Nutzung von Medien im Unterricht ist es wichtig, zuerst einmal einen Schritt zurück zu gehen. Entscheidend bei der Implementiertung von digitalen Lernsettings ist die Frage: "Welches Ziel verfolge ich mit meinem Unterricht?" Diese allgemeine, eher didaktisch geprägte Frage ist vor der Nutzung von Medien im Unterricht zu klären. 
    Ich habe in meinem Leben genügend Beispiele gesehen oder erlebt, in denen Medien einfach als Ersatz für den Präsenzunterricht genutzt werden. Es wird das gleiche Setting genutzt wie im Präsenzunterricht in der Nutzung der Medien.
    Dies möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: In einem Lernmanagementsystem werden die Arbeitsblätter hinterlegt, die sonst im Unterricht ausgeteilt werden würden. Eine Rückgabe der Blätter wird nicht vorgesehen. In einem Präsenzszenario erhalten die Schüler*innen Rückmeldung über das Feedback der Lehrer*innen. Im digitalen Kontext wird dieser Prozess oft nicht oder noch nicht abgebildet.
    Das digitale Lernen ist m. E. nicht unbedingt mit dem analogen Lernen gleichzusetzen. Im digitalen Lernen können Prozesse, die im Präsenzuntericht synchron abgebildet werden, in einer anderen Form abgebildet werden.
    Ich möchte auf das Beispiel von eben zurückkommen. Wenn ich das Arbeitsblatt als PDF hinterlege und bearbeiten lasse, wäre es sinnvoll, es wieder am gleichen Ort abzugeben - im Lernmanagementsystem. Alle Systeme verfügen über diese Funktionalität. Ein Feedback an die Schüler*innen kann hier automatisiert erfolgen.
    Oder wäre ein anderes Szenario sinnvoller? Ich erstelle die gleichen Aufgaben wie auf dem Arbeitsblatt innerhalb einer Übung und die Schüler*innen erhalten automatisiert eine Rückmeldung (neudeutsch Feedback) zu ihren Leistungen.
  • Medienkompetenz
    Nach der Überlegung, dass ich Medien in den Unterricht integriere, sollten die Lehrer*innen ihre eigene Medienkompetenz erweitern und sich die Fertigkeiten aneignen, die sie für die Nutzung des digitalen Angebots benötigen. "Wie kann ich es erstellen?" "Wo muss ich klicken?" Das sind die Fragen, die in dieser Phase der Planung beantwortet werden sollten. 

 

So wie Eltern (damit sind auch immer Erziehungsberechtigte gemeint :)) informiert werden über bevorstehende schulische Ereignisse, sollte auch eine offene Kommunikation und Transparenz über die "digitalen" Vorhaben  der Klassen mit den Eltern geplegt werden. 
Eltern kennen "Schule" noch aus ihrer eigenen Kindheit oder Jugend, in der Medien vielleicht noch eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Daher sollte man Eltern informieren über die Implementierung von Medien in den Unterricht.  

Weiterer Grund für die Information könnte die Angst von Eltern vor der Mediennutzung sein. Eltern haben Befürchtungen bezüglich des Missbrauchs von Medien auch im schulischen Kontext.  Dieser ist auch teilweise berechtigt, aber die Gefahr eines Missbrauchs bleibt unumgänglich in allen Unterrichtssituationen. Damit sind digitale und analoge Unterrichtsszenarien gemeint.
Wir können unsere Kinder nicht vor allem schützen auf dem Weg zum Erwachsenen. Gerade dies sollte das Argument sein, Medienbildung und damit digitale Szenarien in den Unterricht zu integrieren, um das Ziel zu erreichen, Schüler*innen zu mündigen Bürgern, die verantwortungsvoll mit Medien in ihrer Lebenswirklichkeit umgehen, zu erziehen.

Manchmal ist weniger mehr :)

Ab den oben beschriebenen vielfältigen Überlegungen vor der Planung eines digitalen Lernangebots ist schon erkennbar, dass man diesen Prozess nicht beliebig wiederholen kann, weil er eher aufwendig ist. Daher und aus anderen Gründen pladiere ich für eine Beschränkung von Angeboten. Damit ist nicht gemeint, dass man Medien nur sporadisch einsetzen sollte. Eher ist damit gemeint, dass man nach der Entscheidung für ein digitales Angebot dieses immer wieder nutzen sollte. Dies schränkt die Auswahl an digitalen Settings auf der anderen Seite auch stark ein, da dann nur vielfältig einsetzbare Settings ausgewählt werden können

Ein Beispiel dazu: Nach der Entscheidung digitale Bilder als wichtigen Bestandteil des Unterrichts implementieren zu wollen, wird diese im Unterricht eingesetzt und es werden Bilder gesammelt für den Unterricht. Dabei sollte das Thema "Urheberrecht und Datenschutz" im Unterricht thematisiert werden. Das Sammeln von Bildern und das Nutzen von Bildern sollte nach dieser Entscheidung immer wieder in den Unterricht mit einfließen. Dabei können Bilder im Internet gesucht, selbst erstellt, verfremdet ... werden. Die Möglichkeiten der Arbeit mit Bildern sind m. E. schier unendlich.